15
Sep
2009

Das Gras im eigenen Garten...

"The grass is always greener on the other side of the fence" - das ist ein Sprichwort, das im englischsprachigen Raum verwendet wird, wenn man sagen möchte, dass all das, was man selbst nicht hat also das, was andere haben, besonders verlockend erscheint.
Das fängt schon damit an, dass ich wünschte ich hätte Locken, während sich andere Menschen, die mit einem Lockenkopf durch die Welt laufen, die Haare beim Frisör glätten lassen.

Meine Großmutter lebt das Sprichwort, indem sie das negative immer nur bei sich selbst sieht und ständig betont, wieviel besser es doch den anderen Menschen geht. Andere Menschen sehen besser aus, haben mehr Geld auf dem Konto, sind erfolgreicher, angesehener etc. So ähnlich. Aufgrund dieser Denkweise, ist meine Oma meistens schlecht gelaunt und jeder kennt sie mit chronisch nach unten gezogenen Mundwinkeln und in pessimistischer Stimmung. Dabei hat sie an und für sich gar keinen Grund so zu denken. Sie ist eine intelligente Frau, die in ihrem Leben viel geleistet hat, früh die Mutterrolle für ihre jüngeren Geschwister übernehmen musste und dies alles, trotz schwerer Zeiten, Hunger und Krieg geschafft hat. Natürlich hat sie viele Chancen, die wir heute haben, nicht gehabt. Schon als Kind musste sie auf dem Feld bei der Ernte mithelfen und Schule war da absolute Nebensache. Neulich erzählte sie, dass sie schon auf dem Schulweg mit Schrecken an die vielen Aufgaben, die sie am Nachmittag erwarteten dachte. An Abitur war nicht zu denken. "Chillen" oder "abhängen" wie das die jüngere Generation heute so schön nennt - mit Spielkonsole vor dem TV oder mit Kumpels Bierchen trinken - daran war damals nicht zu denken. Und doch frage ich mich, ob eine solch' negative Grundstimmung, die sich durch eine schwere Kindheit geprägt hat, nicht auch wieder in eine positive Grundstimmung verwandelt werden kann.

Ich selbst erlebe das auch bei mir häufig. Wie oft fühle ich mich minderwertig gegenüber anderen. In meiner Phantasiewelt leuchtet das Gras in anderer Leute Gärten tatsächlich grüner und mich beschleicht die Angst, ich könnte so wie meine Oma zu denken beginnen. Über kurz oder lang. Doch tue ich das nicht schon? So gerne würde ich es lernen, mit mir selbst zufrieden zu sein, aber recht gelingen will es mir nicht.

Vielleicht sollte ich etwas mehr Zeit in die Gestaltung des eigenen Gartens stecken und ein paar Blumen aussähen. Hmmm.
momoseven - 15. Sep, 19:08

Das tust Du schon!

Die neue Lebhaftigkeit und Offenheit in Deinen Texten gefällt mir sehr!
Du zeigst, daß Du schon viele Blumen in DEINEM Garten hast, und es macht Freude, bei Dir zu lesen. Wenn Du Dich minderwertig fühlst, dann, weil Du Dich selber zu klein machst. Vielleicht hat Deine arme Oma es nie geschafft, die Erlebnisse ihres Lebens zu verarbeiten, mit jemand zu reden, die Wut, die sie vielleicht hatte, loszuwerden, diese Zeit innerlich loszulassen, und dem Leben neue, schöne Seiten abzugewinnen. So was macht bitter mit der Zeit.
Bei Dir habe ich das Gefühl, daß Du bewusst an Dir arbeitest, daß Du nicht stehenbleibst, und daß Du mit wachen, und auch sehr liebevollen Augen um Dich blickst, überhaupt sehr viel Liebe in Dir hast, und das finde ich wunderbar!!!

LeilaCouleur - 16. Sep, 07:06

Danke für die lieben Worte, liebe Momo! :)

Schön, zu lesen, dass ich so von Dir gesehen bzw. gelesen werde. Denn eigentlich empfinde ich mich auch eher als sonnigen Menschen denn als grüblerischen Griesgram. Weil ich aber eben generell viel nachdenke und mich häufig über alles mögliche sorge, erleben mich die meisten Leute wohl eher als Letzteres. :-/
Ich habe sogar das Gefühl, manche denken, ich wolle sie mit meinen Befürchtungen ärgern, dabei ärgere ich mit meinen Grübelattacken vor allem mich selbst und das ganz bestimmt nicht freiwillig.

Liebe Grüße und Dir einen tollen Tag,

Leila

Nachtgezwitscher - 16. Sep, 09:37

Ich wollte auch immer Locken!!!!!!!!!! Seit 2 Jahren Dauerwelle, jetzt gerade mag ich glatt wieder ;-) Klatschmohn übrigens ist wunderschön, den würde ich zuerst sähen. Obwohl du von den Gänseblümchen dauerhaft etwas hättest. Viel Spass mit den Blumen!
Und ich versuche manchmal zu sehen, wieviel schlechter es anderen Leuten geht, um meine Probleme zu relativieren.

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